Was ist ein Tonstudio?
Ein Tonstudio ist eine Einrichtung zur Aufnahme und Bearbeitung von Schallereignissen. Dabei kann es sich zum Beispiel um Musik jeglicher Art handeln, ebenso um Sprache und Geräusche für Hörfunk- und Fernsehbeiträge, Kinofilmton oder um Klangkreationen für Computerspiele.
Zu einem Tonstudio gehört typischerweise ein Aufnahmeraum, in dem die aufzunehmenden Schallereignisse durch Künstler oder Schauspieler erzeugt werden. In einem davon akustisch weitgehend getrennten, aber optisch durch eine Glasscheibe verbundenen Regie- oder Kontrollraum für Toningenieure, Tonmeister, Regisseure oder Aufnahmeleiter befinden sich ein Mischpult und besonders präzise wiedergebende Studiolautsprecher (Monitore). Die heute fast immer digitalen Aufnahmegeräte sind meist in einem eigenen Technikraum untergebracht.
Was ist ein Home Studio?
Homerecording (abgeleitet vom Englischen: home recording, deutsch: Heimaufnahme) ist die Aufnahme und das Abmischen u. a. eigener Musikproduktionen – nicht zuletzt auch für Demoaufnahmen oder/und Selbstveröffentlichungen – im privaten Hobbytonstudio (im Gegensatz zum professionellen Tonstudio).
Homerecording hat ab Ende der 1990er vor allem von der Digitalisierung der Klänge profitiert wie auch von der Verfügbarkeit leistungsstarker Computer, vielseitiger Soundkarten und entsprechender Software. Erst dadurch ist es möglich geworden, mehrere Produktionsschritte vom Arrangieren bis hin zum Mischen und Mastern in den Rechner zu verlegen und gleichzeitig in begrenzten Räumlichkeiten durchzuführen. (Dieser technische Fortschritt korrespondierte nahezu gleichzeitig mit der Digitaldrucktechnik und dem Book-on-Demand-Verfahren, das u. a. nicht zuletzt auch den Selbstverlag bzw. die Selbstpublikation von Büchern wie auch von Booklets für CDs vereinfachte und kostengünstiger machte.)
Aufgrund begrenzter Zuwachsraten im professionellen Bereich bemühen sich die Hersteller von Musiksoftware seit etwa 2005(?) besonders um den expandierenden Homerecording-Markt. Mit vergleichsweise wenig Aufwand lassen sich seither Aufnahmen erstellen, die auch höheren Ansprüchen genügen und qualitativ nah an professionelle Musikproduktionen heranreichen.
Inzwischen fertigen auch manche Musikproduzenten wie etwa Scott Storch und Timbaland ihre Aufnahmen und Arrangements zuerst im Homerecording-Studio an, ehe sie die Titel in einem großen Tonstudio weiterbearbeiten oder fertigstellen. Im Regelfall wird die Produktion nicht mit großen Mischpulten, analogen Effekten und Outboardequipment erstellt, sondern mit Hilfe der Möglichkeiten, die aktuelle PCs und kleine Mehrspurrekorder bieten.
Professionelle Tontechniker finden angesichts der Ausweitung des Homerecordings immer weniger Auftraggeber, was auch bereits zum Niedergang größerer kommerzieller Tonstudios beigetragen hat.
Welche Studioraum Konzepte gibt es und was gilt es bei der einrichtung eines Tonstudios zu beachten?
Klassische Tonstudios zur Aufnahme von Musik, speziell Studios für große Klangkörper (wie Orchester, Chöre und Big Bands), bestehen in der Regel aus mehreren Räumen oder Teilräumen, welche einerseits gegen Störgeräusche von außen gut abgeschirmt sind und andererseits mit entsprechenden akustisch-dämpfenden Raumelementen ausgestattet wurden, welche für die jeweils gewünschte Akustik sorgen.
Regieraum
Benötigt wird zumindest ein Regieraum, bei Hörfunkstudios auch Kontrollraum genannt, in dem eine oder mehrere Personen (zum Beispiel inaktive Musiker, Tontechniker, Tonmeister oder ein spezialisierter Aufnahmeleiter) sitzen und die Aufnahme koordinieren. Von dort aus wird das aufgenommene Tonmaterial über Studiomonitore (Lautsprecherboxen) überwacht und beurteilt sowie später geeignet abgemischt und zusammengeschnitten. Er enthält den überwiegenden Teil der Technik, wie Mischpulte, Klangerzeuger, Effektgeräte, Tonbandmaschinen, Computer und Analog-Digital-Wandler. Von hier aus wird den Musikern und Sängern auch Tonmaterial zugespielt.
Der Regieraum benötigt eine unauffällige, möglichst neutrale Akustik. Die Nachhallzeit sollte über das gesamte Frequenzspektrum hinweg ca. 0,3 Sekunden nicht überschreiten, um eine Beurteilung der Aufnahme und der späteren Mischung zu erleichtern. Ein häufiges Einrichtungskonzept für Regieräume ist Live End Dead End (LEDE)-Prinzip; dabei wird der vordere Bereich des Regieraums stark absorbierend ausgeführt, während im hinteren Bereich Diffusoren und Reflektoren dominieren.
In Tonstudios gibt es einen oder mehrere Räume, die für die Aufnahme von Sprache, Gesang, Musikinstrumenten oder auch Geräuschen akustisch angepasst wurden; so gibt es beispielsweise speziell für Schlagzeuger eine Drumbooth. Die Ausgestaltung kann dabei sehr unterschiedlich sein: Klassische Musiker und Big Bands benötigen traditionell große Räume mit einer tragenden Akustik und Nachhallzeiten zwischen 1,6 bis 2 Sekunden („halbtrockene Akustik“)[8], Bands und Sprecher dagegen eine eher reflexionsarme („trockene“) Akustik mit Nachhallzeiten zwischen 0,1 und 0,8 Sekunden, um optimal agieren zu können sowie auch die Möglichkeit zu schaffen, den Raumklang im Nachhinein elektronisch bearbeiten zu können.
Ungeachtet der akustischen Gegebenheiten können unterschiedliche Aufnahmeverfahren zur Anwendung kommen. So können Musiker und Instrumente sowohl einzeln als auch als Ensemble aufgenommen werden; je nach Bedarf mit mehr oder weniger Raumakustik. Bevor es die Möglichkeit gab, Raumklang elektronisch zu erzeugen, wurden in manchen Tonstudios Echokammern verwendet.
Technikraum
In großen Tonstudios ist der Maschinen- oder Technikraum ein kleiner, meist direkt an den Regieraum angegliederter Raum und dient zur Aufnahme der technischen Geräte, die ansonsten durch Lüfter- oder andere mechanische Geräusche die Abhörsituation im Regieraum beeinträchtigen würden. Hierzu zählen analoge Bandmaschinen, Endstufen, Computer und Festplatten. Der Maschinenraum sollte über eine ausreichende Kühlung verfügen. Kleine Studios oder Homestudios haben meist keinen ausgewiesenen Maschinenraum. Stattdessen kommen hier oft geräuschverminderte PC-basierte Arbeitsstationen (DAWs) im Regieraum zum Einsatz.
Abschirmkonzepte
Mittels Schalldämmung wird verhindert, dass Geräusche von außen nach innen oder von innen nach außen dringen. Nur so können zu jeder Tageszeit Aufnahmen gemacht werden, ohne von Verkehrslärm oder anderen Störungen betroffen zu sein oder auf Ruhezeiten in Wohngebieten oder Lärmschutzverordnungen achten zu müssen. Dies geschieht z. B. durch den Bau von Doppelwand-Systemen (Raum-in-Raum-Konzept) mit dazwischen befindlichen Dämmstoffen, wobei sich die Wände nicht berühren dürfen, um eine möglichst geringe akustische Kopplung zu erhalten. So entsteht ein innen liegender Raum mit einer zusätzlichen äußeren Schale. Auch der Boden ist bei einer solchen Anordnung weich gelagert, z. B. ein schwimmender Estrichboden auf Trittschalldämmmatten. Naturgemäß ist beim Durchtritt des Schalls durch ein Medium die Unterdrückung hoher Frequenzen, die im Bereich der Wandstärke oder darunter liegen, generell besser. Insgesamt wirken dicke und schwere Materialien stärker dämmend.
Akustikkonzepte
Mittels der sogenannten Schalldämpfung wird dafür gesorgt, dass innerhalb des akustisch aktiven Raumes die auftretenden Reflexionen der Schallsignale passend kontrolliert werden. Dies reicht von der Unterstützung einzelner Frequenzbereiche zur Förderung der musikalischen Wirkung über die Einstellung eines homogenen Frequenz- und Reflexionszeitverlaufes für Abmischung und Beurteilung bis hin zur völligen Auslöschung des Schalls für künstliche Außenaufnahmen. Erreicht wird dies durch mobile Stellwände oder fest verbaute Akustikelemente wie Absorber, Resonatoren und Diffusoren aus akustisch trägen Verbundwerkstoffen, mehrlagigen Foliensystemen und Schaummaterialien. Dabei wirken weiche Materialien wie Vorhänge, Weichschaumabsorber und Teppiche vorwiegend als Vernichter hochfrequenter Wellen ab ca. 1 kHz aufwärts. Härtere Schäume, Holz und Kunststoffelemente, aber auch Möbel z. B. reflektieren einen Teil der hohen Frequenzen und wirken insgesamt breitbandiger. Durch eine Mischung aus Resonator mit integrierter Dämmung lassen sich zudem im Bassbereich effektive Schallvernichter, sogenannte Bassfallen aufbauen. Häufig findet man hinter den Monitorlautsprechern und vor allem an der Rückwand des Regieraumes sowie Teilbereichen der Aufnahmeräume eine Reihe von Diffusoren. Diese bestehen aus unebenen Oberflächenstrukturen, die antreffende Wellen nicht als Ganzes reflektieren, sondern teilen und damit stehende Wellen, Flatterechos oder einseitige Überbetonungen einzelner Frequenzen verhindern. Eine ähnliche Wirkung haben versetzte, uneben angebrachte Mauersteine, die bereits beim Bau des Gebäudes eine ebene Wand verhindern. Oft findet man auch schräge Wandorientierungen, bei denen die vier Wände nicht in einem 90-Grad-Winkel zueinander stehen. Auch stehen Konzepte zur aktiven Reflektionsunterdrückung durch Antischall zur Verfügung.
Einraumkonzept
Die Aufteilung zwischen Regie- und Aufnahmeraum ist dann nicht zwingend erforderlich, wenn eine künstliche „Raum-in-Raum“-Lösung gewählt wird. Dabei wird auf eine (mobile) Aufnahmekabine zurückgegriffen, in der ein Solist oder ein Sprecher agieren, wodurch insgesamt nur noch ein Studioraum als Regieraum erforderlich wird. Tonstudios für reine Klanggestaltung und Tonweiterverarbeitung für Film, Hörfunk und Computerspiele besitzen sogar oft nur einen kleinen oder gar keinen Aufnahmeraum.
Welches Equipment bzw. welche Ausstattung benötige ich für den Aufbau eines Studios?
Die tontechnische Einrichtung kann stark variieren. Studios für Popmusik besitzen meist wesentlich mehr Geräte zur Klangveränderung und Tonbearbeitung als solche für die Tonaufnahme klassischer Musik. Im Popbereich fließen die technischen Manipulationsmöglichkeiten in das Arrangement und den Gesamtklang bewusst mit ein, während es bei Aufnahmen klassischer Musik neben kleinen Korrekturen eher um eine „naturgetreue“ und räumliche Abbildung eines Klangkörpers geht.
Mikrofontechnik
Kondensatormikrofone
Je nach Bedarf werden in Tonstudios alle bekannten Verfahren der Stereo- und Surround-Aufnahme angewendet. Das häufigste Verfahren ist die Aufnahme jedes Instruments mit einem einzelnen Mikrofon (mono), wobei der Raumeindruck (Stereo, Surround) erst später in der Mischung entsteht. Dabei werden Mikrofone unterschiedlichster Bauformen und -typen eingesetzt, die je nach Bauart entweder neutral klingen oder die Aufnahme bestimmter Instrumente oder der Stimme klanglich unterstützen. So werden bei Sprechern in der Regel Großmembran-Kondensatormikrofone – teilweise mit Röhrenverstärker – verwendet, während bei Stereoaufnahmen meist Kleinmembran-Mikrofone – ebenfalls in Kondensatortechnik – eingesetzt werden. Bei Aufnahmen von Schlagzeug und Blasinstrumenten findet man zum Teil auch dynamische Mikrofone.
Analoge Tonbandmaschine (ca. 1970er Jahre) mit 16 gleichzeitig und getrennt aufnehmbaren Tonspuren für z. B. 16 verschiedene Musikinstrumente oder Singstimmen, die später von einem Toningenieur an einem Mischpult zusammengeführt (abgemischt) werden. Die 16 Anzeigeinstrumente sind Aussteuerungsmesser vom Typ VU-Meter.
Aufnahmegeräte
Bei den Aufnahmegeräten in Tonstudios handelt es sich in aller Regel um Mehrspurrekorder, die unterschiedliche Klangquellen gleichzeitig auf viele getrennte Tonspuren aufnehmen können (i. d. R. 24 Spuren und mehr) und dadurch ihre spätere Abmischung mit einem Mischpult erlauben (Overdubbing). Seit etwa 1980 wurden digitale Recorder und seit 1990 computergestützte Aufnahmesysteme verwendet (Digital Audio Workstation), wodurch analoge Mehrspurrekorder in den Hintergrund gerückt sind.
Abhörtechnik
Große Bedeutung kommt der Qualität der Abhörmonitore zu, da der Lautsprecher das qualitativ schlechteste Glied in der Signalkette darstellt. Um einen Eindruck möglicher Schallszenarien beim Endkunden zu bekommen, sind in Tonstudios generell mehrere unterschiedliche Monitorlautsprecher aufgestellt, bei denen sich einige als Referenztypen etabliert haben. In der Regel besitzen diese Lautsprecher einen besonders gleichmäßigen Frequenzgang und ein sehr homogenes Abstrahlverhalten. Es wird zwischen Nahfeld- (weniger als 2 m Distanz) und Fernfeldmonitoren unterschieden, die den gesamten Raum homogen beschallen.
Mischpulte
Alle Geräte im Studio wie Monitore, Mikrofone und Effektgeräte sind mit dem Mischpult verbunden, welches die Zentrale Einheit im Studio darstellt. Hier wird die Zuspielmischung für die Musiker, Zwischenergebnisse zum Abhören im Regierraum sowie die letztliche Tonmischung als Endprodukt hergestellt. Das Mischpult kann auch rein virtuell sein; meistens gibt es dafür Controller, mit denen das vom Computer simulierte Mischpult ferngesteuert werden kann.
Virtuelle Mischpulte in digitalen Geräten wie Soundkarten und Aufnahmegeräten und der Software in PCs, haben den Vorteil, dass virtuelle Geräte, sogenannte Plugins, sehr viel einfacher und direkter integrierbar zu nutzen sind. Sie sind auch sehr viel kosteneffektiver, können aber nicht immer einfach und präzise mit Maus oder einem MIDI-Controller gesteuert werden. Daher bedienen sich professionelle Studios in der Regel großer Mischpulte, sogenannter Digitalkonsolen. Auch reine Analogkonsolen sind noch im Gebrauch.